Vorstellung des Projekts „Amazon in der Paketlogistik“

Robert Koepp berichtet in diesem Blogbeitrag über die Gründe und das Ziel für das Projekt sowie das Forschungsvorhaben.

(Bildquelle: Wikimedia Commons)

Zu den unausgesprochenen Grundsätzen von Amazon gehört, sehr sparsam mit Informationen über das Innenleben des transnationalen Unternehmens umzugehen. Allein eine Übersicht über die Lage und Anzahl der Standorte des Technologie- und Online-Handelsriesen in Europa zu bekommen, erfordert enormen Aufwand. Ein ausgesprochener Grundsatz ist hingegen, dass der zwei Billionen Dollar schwere Konzern kein Freund von Gewerkschaften und Mitbestimmung im Arbeitsleben ist. Schon ein Jahrzehnt lang verweigert Amazon Tarifverhandlungen mit ver.di. In Polen, den USA und Großbritannien gehen Gewerkschaften harte und ressourcenintensive Konflikte mit dem Konzern ein, um überhaupt als Vertretung der Beschäftigten anerkannt zu werden. Gleichzeitig ist der Marktanteil der Paketdienstleistungssparte „Amazon Logistics“ in der Bundesrepublik in den vergangenen Jahren rasant angewachsen.

Das sind drei gute Gründe, um aus gewerkschaftlicher Perspektive ein fundiertes Bild über Amazon zu erlangen. Input hat deswegen 2023 gemeinsam mit dem ver.di Fachbereich für Postdienste, Spedition und Logistik das Projekt „Amazon in der Paketlogistik“ ins Leben gerufen.

In dem dreijährigen Forschungsvorhaben untersuchen Input-Mitarbeiter in den Dimensionen Unternehmensaufbau, Geschäftsmodelle, Arbeitsbeziehungen, sowie Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen den Multibranchenkonzern mit einem besonderen Fokus auf die Unternehmensteile Amazon Logistics und Transportation. Dazu gehört auch, bisherige gewerkschaftliche Arbeit bei Amazon zu reflektieren und aus erfolgreichen internationalen Erfahrungen zu lernen. Die Erkenntnisse werden durch eine Mixed-Method-Erhebung aus qualitativen Interviews, Sekundärauswertung von Literatur und Survey gewonnen und in verschiedenen Publikationen verarbeitet werden. Der Fluchtpunkt im Projekt ist dabei eindeutig – die verletzlichen Punkte des Konzerns aufzuspüren und mit den Amazon-Arbeiter*innen nach ihren Machtquellen zu suchen. Gerade die jüngsten Erschließungserfolge und Betriebsratsinitiativen bei Amazon Logistics zeigen, dass man Respekt, aber keine Angst vor dem Konflikt mit Amazon zu haben braucht.

 

zurück zum InBlog